Mitteilungen 31, November 2000
[Anmerkung Marktgemeinde, Andreas Bohnec, 5.4.2025: Der Text ist auch gedruckt in: Sieghartskirchen, Ein Heimatbuch, 2001. Roland Dobersberger, ab Seite 287. Die Anmerkungen aus diesem Heimatbuch wurden dieser Anschrift hinzugefügt.]
Kurzausflug nach Röhrenbach am 8. Oktober 2000
Überraschend gut besucht waren unsere Kurzausflüge im Rahmen der Initiative "Lerne Deine Heimat kennen!" nach [...] und nach Röhrenbach, wo uns OStR Roland Dobersberger und Dr. Johannes Ramharter eine besonders wertvolle kunsthistorische Ausstattung in einer kleinen Dorfkirche zeigten.
Die Ausstattung der Kirche in Röhrenbach von Dr. Johannes Ramharter
Die Filialkirche in Röhrenbach beherbergt eine außerordentlich qualitätvolle Ausstattung aus der Barockzeit.
Das Denkmal ist damit ein weiteres Beispiel dafür, daß abgebrochene Altarwerke nicht der Vernichtung anheim fielen, sondern einen - oft schwierig nachzuweisenden - Weg in hierarchisch nachgeordnete Sakralbauten nahmen.
Da die Archivalien bereits von Roland Dobersberger umsichtig aufgearbeitet wurden, kann sich dieser Beitrag damit begnügen, von diesem Fundament ausgehend, die kunsthistorische Beurteilung zu liefern.
Die Seitenaltäre
Die beiden Seitenaltäre der Kirche von Röhrenbach dürften wie der Hochaltar aus der Kirche von Sieghartskirchen hierher gekommen sein.
Ungeachtet der Tatsache, daß das eine der Blätter mit 1696 datiert ist, sind beide Aufbauten wesentlich älteren Datums. Der rechte der beiden Altäre trägt dementsprechend auf dem Gebälk das Wappen des Stiftes Baumburg und des Propstes Urban Stamler (1587-1622).
Aus der Zeit um 1600 sind in Niederösterreich nur sehr wenige Altäre bislang bekannt geworden.
Der Bezirk Tulln war im 16. Jahrhundert weitgehend protestantisch und man kann annehmen, daß mit der machtvollen Rückeroberung unter tatkräftiger Initiative des Passauer Offizials, des nachmaligen Kardinals Khlesl, auch ein großer Bedarf an neuen Kirchenausstattungen bestand. 1584 wird der Zustand der Kirche von Sieghartskirchen als desolat geschildert, Brand und Erdbeben dürften dem Bau 1590 und 1602 noch weiter zugesetzt haben.
Diese Zeit der Erneuerung war auch eine Zeit der Suche nach einer neuen Form des Altarbaus, wo es selbst vereinzelte Wiederaufnahmen der Idee des mittelalterlichen Flügelaltars gab. Eine weit verbreitete Variante, vor allem für Seitenaltäre, reduziert den architektonischen Aufbau auf einen Rahmen für das Altarbild. Dabei ist ein Bemühen um ein Ausgleichen von Horizontale und Vertikale erkennbar, Höhenerstreckungen werden durch die additive Aufeinanderfolge von Geschossen erreicht. In dieser Gruppe sind auch die beiden Altäre in Röhrenbach einzuordnen.
Eine verwandte Grundstruktur zu den beiden Altären zeigt etwa der Altar der Kirche in Hohenems, der 1580/81 von Jakob Hannibal von Hohenems in Auftrag gegeben wurde. Reduziert man die Vielfalt des Voralberger Aufbaues auf die Grundelemente, so findet man auch hier eine dichte Folge von einzelnen Zonen, beginnend mit einem längsrechteckigen Sockel, einem annähernd quadratischen Mittelfeld unter einem geradlinigen Gesims, auf dem seinerseits eine dreigeteilte ebenfalls horizontal gedeckte Aufsatzzone aufsitzt.
Die Übereinstimmung geht noch in architektonische Einzelformen weiter, so findet sich im hohen Sockel der schlanken Säule die rundbogige Nische mit Reliefs *, das Gebälk liegt auf Architravzone auf.
[* Heimatbuch, Anmerkung 246:
Die Reliefs zeigen in Röhrenbach die vier Kirchenväter, sowie die vier Evangelisten. Das fünfte Feld, das sich durch die Aufstellung der Seitenaltäre ergibt, trägt eine Darstellung des hl. Virgil - möglicherweise der Reflex früherer Verbindungen zum Erzbistum Salzburg - und die Hl. Maria Magdalena.]
Auffällig ist der Skulpturenschmuck der Altaraufsätze. Während sich der hl. Augustinus und der hl. Sebastian im Rahmen der Skulptur des ausgehenden 16. Jahrhunderts halten, sind für das dekorative Schnitzwerk nur schwer Vergleichsbeispiele aus der zeitgleichen Altarbaukunst beizubringen.
Wirft man hingegen einen Blick auf die profane Holzschnitzerei des frühen 17. Jahrhunderts, so finden sich ähnliche Beispiele für die Hermen in der Möbelschnitzkunst dieser Jahre.
Das linke Seitenaltarbild zeigt den hl. Antonius. Das Bild dürfte aus dem 17. Jahrhundert stammen. Dargestellt ist die Vision des Antonius, bei der die Muttergottes dem Heiligen das Jesuskind in die Arme legt. Eine vergleichbare Komposition zeigt ein Blatt des spanischen Malers Alonso Cano aus den Jahren 1645 bis 1652 (jetzt München Alte Pinakothek).
Das Altarbild mit der hl. Margarethe, der Pfarrpatronin von Sieghartskirchen und Patronin des Stiftes Baumburg, trägt das Wappen des Propstes Michael Doegger und die Beschriftung M P E A N B und die Datierung 1696.
Ungeachtet dieser Datierung dürfte das Blatt aus der Entstehungszeit des Altares stammen. Die Komposition läßt auf ein Vorbild nach der Art der Kupferstiche des Raphael Sadeler (1560-1632) schließen.
Ungeachtet der Tatsache, daß die Personifikation des Fides in der 1598 erschienen Serie der Tugenden sitzt, ist sie der Margarethe sehr ähnlich, möglicherweise gibt es hier noch ein Blatt, das eine noch engere Verbindung aufweist.
Ein besonderes Schmuckstück des rechten Seitenaltares ist die kleine Statuette des hl. Florian, das aufgrund der kantigen Struktur der Galten in die Zeit um 1650 datiert werden kann.
Der Hochaltar
Die Herkunft des Hochaltars aus der Wiener Laimgrubenkirche ist durch die Quittung vom 20. Juni 1757 gesichert. Der Altar wird darin als Bruderschaftsaltar bezeichnet, die Ausstattung der Figuren läßt vermuten, daß anstelle der Skulptur des Kirchenpatrons, des hl. Valentin, ursprünglich ein Bild der hl. Familie den Mittelpunkt gebildet haben muß.
Das Bauwerk in seiner jetzigen Erscheinung - die Kirche [Anmerkung Marktgemeinde, Andreas Bohnec, 5.4.2025: die Laimgrubenkirche] ist eine getreue Wiederholung des 1907 aus Verkehrsrücksichten abgebrochenen ursprünglichen Bauwerks - wurde in den Jahren 1687 bis 1692 mit Förderung des späteren Kaisers Joseph I. errichtet.
Die bestehenden Altäre der Laimgrubenkirche sind alle von einheitlicher Bauart, auch wenn einzelne Altarblätter in späteren Zeiten ausgewechselt wurden *. Einen Hinweis auf die Datierung der Ausstattung geben die erhaltenen Hochaltarblätter von Johann Michael Rottmayr, die in die Hauskapelle von Breitenfurt, bzw. das Wiener Dom- und Diözesanmuseum gelangt sind.
Diese Bilder sind in das Jahr 1724 zu datieren, eine Datierung, die mit den stilistischen Eigenschaften der Altaraufbauten in der Kirche übereinstimmt. Dieser zeitlichen Einordnung entspricht auch die Datierung Pühringers für den Nepomuk-Altar (1710), den sie Matthias Steinl ** zuordnet. Die zeitliche Differenz von einer Dekade wäre bei einem Ausstattungsprogramm dieses Umfangs keine Besonderheit.
[* Heimatbuch, Anmerkung 247 und ** 248:
Beziehen sich nicht auf Röhrenbach]
Rotter beschäftigt sich in ihrer Dissertation, der umfangreichsten Arbeit über den Altarbau des 17. Jahrhunderts, auch mit dem Altar in Röhrenbach. Sie bringt ihn in den Zusammenhang von Altären, die in Wien unmittelbar nach der Türkenbelagerung errichtet worden sind, deren prominentestes Beispiel der Altar der Wiener Augustiner-Eremitenkirche St. Rochus auf der Landstraße ist. Durch unmittelbaren Vergleich mit einem Stich aus dem Jahre 1686 versucht sie den Altar dem Wiener Architekten und Tischler Johann Indau (1751 - 1690) zuzuordnen.
[Anmerkung Marktgemeinde, Andreas Bohnec, 5.4.2025: Eine Internet-Recherche zur Dissertation ergab keinen Treffer.]
Indau war 1684 zum Kammertischler von Eleonore Gonzaga, der Witwe Kaiser Ferdinand III. ernannt worden. Das bekannteste Werk des Architekten ist das weit verbreitete Traktat "Wienerisches Architektur- Kunst- und Säulenbuch", das 1686 erstmalig erschien.
Der gegenständliche Stich zeigt den - heute verlorenen - Hochaltar der Kirche Mariae Himmelfahrt in Mariahilf, der von Fürsten Paul Esterhazy gestiftet worden war.
Das Werk mußte 1757 einem neuen, von Vinzenz Fischer entworfenen, Hochaltar * weichen, was Rotter zu der Annahme verleitete, die beiden benachbart gelegenen Kirchen wären im Röhrenbacher Beleg miteinander verwechselt worden.
Vergleicht man nun die beiden Altarwerke, so ist eine strukturelle Ähnlichkeit nicht zu übersehen.
Die flache Struktur der Architektur des Frühbarock ist aufgegeben, durch die Staffelung der Säulenordnung entsteht ein Raumtrichter, der den Blick des Betrachters auf die Altarmitte konzentriert. Während aber der Wiener Altar durch die dichte Stellung der Säulenschäfte Probleme mit der Anordnung der Skulptur bekommt - ein Problem, das zahlreiche Altäre der 80er Jahre erkennen lassen, sind beim Röhrenbacher Altar die Seitenteile wie die Flügel eines Paravents nach außen geklappt, wodurch sich attraktive Arkaden für die beiden Engel ergeben.
Zweifellos sind beiden Werken viele Architekturmotive gemeinsam - so ist etwa die Sockelzone mit den beiden Opfergangportalen, sowie der breit gelagerte Aufsatz mit den nach vorne gezogenen Voluten sehr ähnlich - im Ganzen jedoch ist die Lösung, die der Architekt von Röhrenbach gefunden hat, moderner und in der Bewältigung der zeitlichen Problemstellung harmonischer.
[* Heimatbuch, Anmerkung 249:
Bezieht sich nicht auf Röhrenbach]
Es ist aus der Sicht der Baugeschichte vorstellbar, daß dem Werk ein ursprünglicher Entwurf Indaus zugrunde lag, der nach dem Tod des Architekten, zwei Jahre vor Kirchenweihe, von einem neuen Baumeister "modernisiert" wurde.
Für eine derartige Überarbeitung kommt durchaus der genannte Matthias Steinl in Frage, der ab 1688 am Wiener Hof angestellt war, eine Tätigkeit, die Steinl offenbar auch an anderen Projekten übernommen hat. *
Die Theorie Rotters von der Verwechslung der beiden Altäre ist ungeachtet des eindeutigen Beleges um so verführerischer, als die Barnabiten ihren Altar nur zwei Jahre später, 1759, um genau den gleichen Betrag, 180 fl. verkaufen.
Dazu kommt, daß der Röhrenbacher Altar, so der Aufbau noch original ist, niemals als Seitenaltar vorstellbar ist.
Nimmt man nur die Altäre von Matthias Steinl, so finden sich bei aufwendigeren Hochaltären regelmäßig Opfergang-Türen konzipiert, niemals aber bei Seitenaltären.
Nicht zuletzt ist von der Struktur des Aufbaus eine Durchleuchtung durch ein Chorfenster, wie dies jetzt in Röhrenbach zu beobachten ist, zu erwarten, eine Situation, die mit der finsteren Laimgrubenkirche schwer in Einklang zu bringen ist.
[* Heimatbuch, Anmerkung 250:
Bezieht sich nicht auf Röhrenbach]
Dennoch kann - schon alleine wegen des Textes des Beleges der eindeutig von der Kirche der Karmeliten spricht - nicht von einer Identität ausgegangen werden. Diesem Ansatz widerspricht auch das Programm, das in der Mariahilfer-Kirche im Aufsatz die Skulpturen der beiden hll. Petrus und Paulus, als Patrone der Barnabiten und des Stiftes, vorsah.
Wäre der Röhrenbacher Altar der ehemalige Hochaltar der Barnabiten, der einer einheitlichen Erneuerungswelle um 1725 zum Opfer fiel, so verbleibt die Frage, wo das Werk bis zu seinem Verkauf aufgestellt war, eine Frage, die ohne weitere Informationen aus dem verlorenen Archiv der Karmeliter ungeklärt bleiben muß.
Der Skulpturenschmuck zeigt neben einer Vielzahl von Engeln im Aufsatz die beiden Heiligen mit dem Namen Johannes (Johannes der Täufer und Johannes der Evangelist), sowie die Eltern Mariens, Joachim und Anna.
Diese Figurenauswahl bestätigt die Vermutung daß es sich bei dem Altar um einen Marienaltar gehandelt haben muß. Die Skulpturen versuchen ungeachtet ihrer starken Isolierung, die durch die altartümliche Architektur verursacht ist, einen Dialog miteinander aufzunehmen, wodurch das gesamte Hauptgeschoß inklusive des Altarbildes zu einer inhaltlichen Einheit zu werden scheint.
Dieser Zug ist besonders auffällig in dem Engel der Rahmung der den Vorhang zur Seite schiebt um das Altarbild sichtbar zu machen, und damit den Außenfiguren erst den Blick auf das Geschehnis, auf das die Nischenengel hinweisen, zu ermöglichen.
Eine derartige Verwendung der Skulptur erinnert stark an Altarkompositionen von Matthias Steinl, besonders deutlich ausgeprägt in den Arbeiten für Stift Vorau von 1701, bei denen die Grenzen der einzelnen Techniken im Sinne einer einheitlichen Erzählung zusammengefasst werden.
Letztlich finden sich für die schlanken Figuren bis hin zu den Engelshermen des Rahmens * Vergleichsbeispiele im Werk des Künstlers.
[* Heimatbuch, Anmerkung 251:
Bezieht sich nicht auf Röhrenbach]
[Heimatbuch, Literatur:
Martin Riesenhuber, Die kirchlichen Kunstdenkmäler des Bistums St. Pölten, 1923, 314 - 315. Abschrift ist im Gemeindearchiv vorhanden. Röhrenbach nue ein Absatz.
Gudrun Rotter, Die Entwicklung des österreichischen Altarbaus im 17. Jahrhundert, Diss. (masch.), Wien 1956, 140 und 187.
Andere Einträge zur Filialkirche Röhrenbach im Heimatbuch, 2001:
Seiten 277 bis 281 :
1683 wurde die Kirche in Röhrenbach nach Loidold in Brand gesteckt. Damals dürften die gotischen Gewölberippen neben den übrigen Einrichtungsgegenstände ein Opfer der Flammen geworden sein. Nun ging man daran die Kirche langsam wieder einzurichten. Vor allem wurden Gegenstände, die in Sieghartskirchen ausgedient hatten, nach Röhrenbach gebracht. So die für Sieghartskirchen 1712 angekaufte Orgel, die 1780 nach Röhrenbach kommt. 1730 wurde von J. Bapt. Dival eine Glocke gegossen, die jedoch 1894 als "zersprungen" vermerkt ist. Die Verehrung des Hl. Valentin steigert sich in der Zeit der barocken Frömmigkeit. Nach der Rettung vor einem Blitzschlag wurde 1730 ein Votivbild zu Ehren der Allerheiligsten Dreifaltigkeit und des Hl. Valentin gespendet. Das Bild - ein hervorragendes Zeichen der Volksfrömmigkeit stellt gleichzeitig die älteste Ansicht des Dorfes dar. Die Kirche steht nahezu allein auf einem Anger, ein Weg führt nach Norden, schemenhaft ist die barocke Kapelle beim Valentinsbrünndl zu erkennen. Der heilige Valentin, wurde auch gegen Viehseuchen als Schutzpatron angerufen - er hatte also mit Heilung zu tun. Ob Mensch, ob Vieh, hier nahm man es nicht so genau. Das Valentinsbrünndl und sein Wasser stand im Ruf der Heilung. Immer wieder führten Prozessionen zur Kirche und Quelle. (238) Doch der heilige Valentin sollte bald "Konkurrenz" erhalten. Der Sieghartskirchner Pfarrer Gelasius Gschwendtner konnte - wohl eine Okkasion - aus Rom die Reliquien zweier Märtyrer erwerben, die des Hl. Felicissimus und des Hl. Deodatus. In zwei pyramidenförmigen Glaskästen wurden sie nun in Röhrenbach links und rechts vom Tabernakel zur Verehrung aufgestellt. 1743 ging man daran die Decke des Schiffes mit schöner Stuckarbeit zu verzieren. Pfarrer Mihm, der große Chronist gab von der Schönheit dieser Arbeit, die bereits 1828 vom Einsturz bedroht war eine Schilderung. Besonders angetan war er von der Mitte der Decke, wo sich die Darstellung der Unbefleckten Empfängnis Mariens befand. Schließlich hatte die Sieghartskirchner Pfarre die Arbeiter bei der Hand, diese stukkierten um dieselbe Zeit auch die Pfarrkirche. Wie wir von der Sieghartskirchner Pfarrkirche her beurteilen können, handelte es sich wohl um erstrangige Künstler. Um diese Zeit wurden für die Sieghartskirchner Pfarrkirche auch neue Seitenaltäre geschaffen. Wohl um diese Zeit gelangten die ausgedienten Sieghartskirchner Altäre nach Röhrenbach. Ein hochwertiges Bild der "Hl. Margaretha" am rechten Seitenaltar, bezeichnet 1696 und die des linken Seitenaltars mit dem zentralen Bild des "Hl. Antonius mit Maria und Jesus". (239) Während der linke Seitenaltar die prächtige Aufsatzfigur des "Hl. Augustinus" trägt, ist die des rechten Seitenaltars mit der des "Hl. Sebastian" geschmückt. Die beiden Seitenaltäre zeigen das typische Beschlagwerk des Frühbarock und sind mit reicher figuraler Ornamentik ausgestattet. Neben den Wappen des Stiftes Baumburg zeigen die kleinteiligen Reliefs in köstlichen Darstellungen die Kirchenväter und den Hl. Virgilus auf den Säulensockeln, am rechten Seitenaltar sind nicht minder interessant die Sockelreliefs der vier Evangelisten. Während der linke Seitenaltar mit einem tabernakelähnlichen Glasschrein mit Kopie einer Gnadenskulptur "Hl. Mutter mit Kind" ausgestattet ist, steht vor dem rechten Seitenaltar die hervorragende spätbarocke Figur des "Hl. Florian".
(238) Siehe die Bemerkungen zu Wasser und Quelle in einem früheren Teil dieses Buches. Die Quelle beim Valentinsbrünndl wurde erst in jüngerer Zeit trocken gelegt. Und da von Umweltschäden größten Ausmaßes die Rede ist, gleich eine unfaßbare weitere in Röhrenbach. Ein ortsansässiger Bauer erhielt 1979 die Erlaubnis unmittelbar vor der Kirche zwei riesige Futtersilos zu errichten.
(239) Bei Zotti fälschlich als Altar der "Hl. Familie" genannt.
Allein diese Ausstattung würde bereits genügen, die Filialkirche von Röhrenbach als eines der künstlerisch wertvollsten kirchlichen Baudenkmäler unserer Gemeinde zu bezeichnen. Doch den bedeutendsten Kauf tätigten die Sieghartskirchner Baumburger in Wien am 20. Juni 1757.
Die Urkunde aus dem Pfarrarchiv in ihrem Wortlaut:
Interimsquittung 180 Gulden betrags
Wir Ends unterschribene bezeugen hiemt wir
unseren eigenthümlichen Bruderschaftsaltar bey denen
E.E. P.P. Carmelitern ob der Laimbgruben, von ein hochlöb-
liches Gotteshaus bey S. Valentin in Röhrenbach vor Einhundert
und Neunzig Gulden ist verkaufet worden jedoch in dieser Ausnahm, das dass Altar Blatt in so lang allhier
in dem löbl. Gotteshausß bey obgedachten P.P.Carmerlitern ver-
bleiben solle, bis ein löbl. Bruderschaft- und Confoederat
J.M.J. ein Neuer Altar überkommen wird, vor welche obbe-
nannte Summe zu 190 fl wir hiemit so interim nur vor Achtzig (richtig sollte stehen: 180)
Gulden quitiren, die übrigen zehen Gulden aber bey
abholung des Altars-Blatt baar zu erlegen seyn; welches
zu unseren Bruderschafts Händen, baar erlegten hundert
achtzig Gulden mit unserer Fertigung und Bruderschafts
Insigl bekräftigen. Wien den 20ten Juny 757
Unterschriften
des Rectors, Sekretärs und Verwalters der Bruderschaft
Die Wiener Laimgrubenkirche, außerhalb der sicheren Stadtmauern in der Vorstadt gelegen war sowohl beim Türkensturm 1529 als auch 1683 niedergebrannt worden. Zuletzt war sie im Besitz der Karmeliter gewesen und Erzherzog Josef I., der spätere Kaiser, ein besonderer Freund der Karmeliter, förderte den Wiederaufbau. Die neue Kirche wurde seinem Namenspatron geweiht. [...]
Der Hochaltar der Röhrenbacher Filialkirche zeigt deutlich Unterschiede zwischen der durchaus hochwertigen Figur des Hl. Valentin, der nun statt eines Gemäldes die Mitte des Hochaltars ausfüllt, und den Engeln die seitlich und am Gebälk des Hochaltars sich befinden. Die Vermutung liegt nahe, dass in diesem Aufbau des Hochaltars und seinen Engelfiguren ein bisher unbekanntes Werk des Matthias Steinl in Röhrenbach zu finden ist. Doch erst stilkritische Untersuchungen können hier eine letzte (?) Klärung schaffen. (241)
(241) Eine Klärung dieser Frage scheint mir in dem unten abgedruckten Beitrag von Dr. Johannes Ramharter, "Die Ausstattung der Kirche in Röhrenbach", der sich für die Herkunft des Altares durch Matthias Steinl ausspricht.
[...] Aus 1759 ist uns ein weiteres Votivbild in Röhrenbach erhalten. Diesmal dankt die Gemeinde mit diesem Bild dem Hl. Valentin für die Verschonung einer Viehseuche.
Quelle:
Privatbesitz, am 18.11.2024 für das Gemeindearchiv erhalten.
Stand der Abschrift: 5.4.2025. Veröffentlicht am 13.4.2025.